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  • AutorenbildHanne Luhdo

Fest für den kleinen und großen Frieden



2.767 Feste gab es am 24. Mai in Deutschland zum „Tag der Nachbarn“. Eins davon im PlattenPark im Schweriner Stadtteil Mueßer Holz. Ein Problemquartier in der „Sozialen Stadt“ mit vielen Langzeitarbeitslosen, Geringverdienern, armen Familien, alleinerziehenden Müttern. Ein junger und bunter Stadtteil, denn hier ist die Konzentration der Ausländer am höchsten. Eine Herausforderung und Chance für Vielfalt zugleich.

Damit Nachbarn gute Nachbarn werden, müssen sie raus aus ihren eigenen vier Wänden. Man trifft sich im PlattenPark – auf einer Brachfläche, die vom Verein „Die Platte lebt“ und ihren Unterstützern zu einem Erlebnispark wurde – mit bunt bemalten Betonwänden, originellen Bänken, bunten Holzsäulen, Palettensitzgruppen und Betonwürfeln im Schatten der Robinien, die im Kreis zu einem Baumdom zusammenwachsen, zum Friedensdom.

Nun wurde also gefeiert. Mal wieder, denn es war nicht das erste Fest zwischen Beton und Natur. Die Lütten spielten, tobten, bastelten und drehten am Glücksrad. Die Großen unterhielten sich über den Stadtteil, über Klima, Bienen, Wahlen und Demokratie. Schließlich feierte Deutschland einen Tag zuvor den 70. Geburtstag des Grundgesetzes. Nicht nur ein Grund zum Feiern, denn dieses Gesetz hat immer noch Lücken. Es fehlen die einklagbaren wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Menschenrechte, die Kinderrechte, konkreter Klimaschutz……………. Mitunter würde es schon reichen, das, was auf dem Papier steht, konsequent umzusetzen, z. B. den Artikel 3, nach dem Mann und Frau gleichberechtigt sind. Doch noch immer verdienen Frauen für gleiche Arbeit im Schnitt 21 Prozent weniger als Männer. Und der festgeschriebene Schutz der Tiere im Artikel 20a steht im Widerspruch zum bedrohlichen Bienensterben. Ein Thema, das auch die „Plattelinos“ in der Geschichte „Lilu rettet die Bienen“ auf den Punkt brachten. Die Mädchen sangen und tanzten gemeinsam, als wären sie schon immer gute Nachbarn gewesen - trotz unterschiedlicher Hautfarbe, Kultur und Sprache. Auch Benjamin Nolze wurde bei seinem Lied vom einfachen Frieden interkulturell unterstützt z. B. von Olga Mikeeva aus der Ukraine und Nasser Masoud aus Syrien. Die Sänger bewiesen mit ihren Liedern, dass Musik Grenzen und Vorurteile überwindet.

Bei einem Demokratiequiz konnten die Nachbarn Eintrittskarten für ein Konzert im Rahmen der Festspiele M-V im neuen „Campus am Turm“ gewinnen – und die Erkenntnis, dass es gut ist, von Zeit zu Zeit im Grundgesetz zu blättern. Wem der Trubel zwischen Glücksrad, Bratwurst und Musik zu laut war, fand im Friedensdom Ruhe, wo Menschenrechtler Heiko Lietz Vertreter unterschiedlicher Religionen zusammenführte und anregte, sich dort künftig regelmäßig zu treffen, um besonnen zu reden – unabhängig von Partei und Glauben.

Drei Stunden zwischen Stille und Stress, mit Einheimischen und Zugewanderten, mit Kindern, Erwachsenen und alten Menschen, mit Kultur, Information, Schach und Spiel…. mit Nachbarn und Freunden der Demokratie, die keine Angst vor dem Fremden haben, denn es gibt etwas, was sie alle, unabhängig von Herkunft und Träumen, verbindet – das ist der Wunsch nach Frieden. Und so ließen sie gemeinsam bunte Luftballons mit Friedenstauben in den Himmel steigen, die die Kinder zuvor gemalt hatten.

Bei Festen wie diesem geht um den großen Frieden auf der Welt und um den kleinen Frieden in der Nachbarschaft. Davon kann es gar nicht genug geben. Ein Zeichen dafür, dass die Platte lebt.

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